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Förderpreisverleihung 1999 der Landeshauptstadt Düsseldorf, am 9. Dezember 1999:

Laudatio Förderpreisträger für bildende Kunst SINIŠA KANDIC

Laudatorin Nicole Oversohl-Heusinger (Kunsthistorikerin)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

die viel beredete Auseinandersetzung von Rhythmus und beweglicher Farbgestaltung führt uns zurück ans Ende des 18. Jahrhunderts, als innovative Bühnenbildner versuchten, eine bislang ungekannte Choreografie der Bühnenbeleuchtung zu entwickeln, die als subtiler Bewegungseffekt vor allem Musik- und Ballettaufführungen untermalte. Angestrebt wurde ein harmonievolles Zusammenspiel von Farbe, Klang und Bewegung im Raum. Alles Komponenten, die sowohl der Malerei als auch der Musik immanent sind. Viele berühmte Maler haben sich hiernach mit dieser Analogie beschäftigt: Delacroix sah beispielsweise die Pflicht eines jeden Malers im täglichen Tonleiterüben, Van Gogh verglich während des Klavierunterrichts unentwegt die Töne mit einzelnen Farbnuancen und Kandinsky ordnete die vergeistigste aller Farben dem Cello zu.

Auch der heute prämierte Künstler SINISA KANDIC nutzt bewusst die Essenzen der Musik, im Besonderen die des Jazz oder der akustischen Experimente John Cages‘, um aus ihnen die Farbrhythmen seiner schmalen Glasvitrinen zu schöpfen. Es sind jedoch nicht die Gefühlswerte, die er vom einen ins andere Medium überträgt, sondern die rhythmischen Schwingungen, die er anhand seiner modularen Strukturen einzufangen versucht. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten, die detailliert am Computer entworfen wurden, ist es nunmehr die Intuition, die den Rhythmus der Farbenkomposition bestimmt und den neuen Werken eine Leichtigkeit und beinahe Schwerelosigkeit verleiht.

Die heute gezeigten Arbeiten zeichnen sich durch eben diese verhaltene Einfachheit und Transparenz aus, in denen nur subtile Farbakzente wie Stakkatos aufleuchten.

Doch Einfachheit bedeutet nicht Einfachheit des künstlerischen Erlebnisses. Denn Spiegel- und Lichteffekte sowohl auf der Glasoberfläche als auch im Innern der Vitrinen, deren Reflexionen und Schatten sich zu stets verändernden Farbnuancen vermischen sowie die Bewegung des Betrachters, offerieren eine Vielzahl an optischen Eindrücken. Auf diese Weise ist der umgebende Raum im Werk mitenthalten und der Spiegeleffekt erinnert einen jeden daran – so hat es Daniel Buren glanzvoll umschrieben – dass es stets der darin sich Sehende ist, der blickt, und dieser es auch ist, der das betreffende Werk bewohnt.

Die Arbeiten des Künstlers Sinisa Kandic bestechen durch die Präzision des Handwerks, die Exaktheit der amelierten Linien und die Treffsicherheit der farbigen Akzentuierung. Und doch gewinnt das Werk des Künstlers gerade im intuitiven Vorgehen durch die Ästhetik eines nicht fassbaren Maßes an Klang und meditativer Kraft.